Michael Beer                          An Friedrich von Schlegel.

1800 – 1833                                        Zur Erwiederung seiner Verse an die Königin von Spanien

 

Ist’s möglich, dürfen wir den Ohren trauen?

Ist dir die morsche Leier noch besaitet?

Wir hören, daß ein Ton hernieder gleitet

Zu mattem Preise der hispan’schen Frauen.

 

Was fleucht dein zitternd Lied nach solchen Gauen,

Wo Heuchlerei mit blut’gen Füßen schreitet?

Wächst Gottesbau da, wo die Hölle streitet?

Vergebung würzt das reuige Vertrauen.

 

Willst du melodisch edles Recht verfechten,

Sing’ Hellas Ruhm und Navarinos Helden,

Den Baier-Fürsten sing’, den gläubig freien,

 

Den muth’gen Preußen-König, den Gerechten!

Wird solch ein Lied ein neues Blatt uns melden,

So wollen wir das alte dir verzeihen.

              

 

 

 

 

Michael Beer                          Todtenopfer

1800 – 1833

Dahin im Lenz! noch eh’ die Stürme wehen,

So früh gebrochen diese zarte Blüthe!

Ein kaltes Grab für – Jugend, Unschuld, Güte,

Indeß die müden Greise aufrecht stehen.

 

Nun könnt ihr Vater, Gatten, Kinder sehen

Mit bangem Gram und zagendem Gemüthe;

Vor Allen doch in wildem Schmerz erglühte,

Die sie gebar, mit namenlosen Wehen.

 

O stille, still! Nichts ruft aus jenem Tage

Nicht leiser Schmerz zurück, nicht Jammertöne;

Doch harret nur – im Duft der jungen Rosen

 

Wird grüßend euch ihr milder Geist umkosen;

Da flüstert sie: Denkt meiner ohne Klage,

Wie man an alles Heil’ge denkt und Schöne.